20. März 2021 – 16:51 Uhr Berlin (dpa) –

In der Corona-Pandemie haben große Handelsketten vor einer Rücknahme der begrenzten, erst seit kurzem gültigen Einkaufsmöglichkeiten gewarnt.
Auch der Bundesverband mittelständische Wirtschaft fordert einen Kurswechsel in der Corona-Politik. In einem gemeinsamen Schreiben von elf Einzelhändlern – darunter Tedi, Kik, Takko, Ernsting’s family, Butlers und Thalia – heißt es, dem Handel dürfe nicht die Verantwortung für das steigende Inzidenz-Geschehen zugeschoben werden. Das Gegenteil sei der Fall, wie man am Beispiel Hannover und Thüringen sehe: “Dort sind die Inzidenzen in den letzten Tagen deutlich gestiegen – ohne dass der Einzelhandel geöffnet hat.”
Das Schreiben ist an Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und an die Ministerpräsidenten der Bundesländer gerichtet, die an diesem Montag über das weitere Vorgehen in der Pandemie beraten. Bei ihrem vorigen Treffen Anfang März, bei dem die leichten Lockerungen samt Shopping nach Termin (Click & Meet) ermöglicht wurden, war festgehalten worden, dass man bei einer Wocheninzidenz von 100 generell wieder schärfer vorgehen wolle – wie genau, könnte am Montag festgelegt werden. Es ist aber noch offen, ob Verschärfungen kommen. Klar scheint nur, dass angesichts steigender Infektionszahlen nicht weiter gelockert wird.
In einem Brief des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft an Kanzlerin Angela Merkel verweist Bundesgeschäftsführer Markus Jerger darauf, ganze Branchen wie das Tourismus- und Gastronomiegewerbe oder der Einzelhandel drohten auf Dauer wegzubrechen. “Das gegenwärtige Impfchaos muss schleunigst beendet werden, um weiteren Schaden abzuwenden.” Außerdem habe sich die “einseitige Fixierung auf den Inzidenzwert” als falsch erwiesen, weil er das Infektionsgeschehen nur unvollständig abbilde. Die Zahl der binnen sieben Tagen gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner spielt bei politischen Entscheidungen eine große Rolle. “Wir brauchen eine Abkehr vom Inzidenzwert hin zu einem Risikowert, der unterschiedliche Faktoren erfasst”, schreibt Jerger in dem Brief an Merkel, welcher der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Dazu gehörten neben der Zahl der Infektionen der Belegungsgrad bei den Intensivbetten und der Anteil schwerer Krankheitsverläufe. Damit dieser Risikowert sinke, müsse das Impfen aller Personengruppen beschleunigt werden – damit spätestens zur Jahresmitte 70 bis 80 Prozent der Bevölkerung geimpft sei. Schnelltestmöglichkeiten müssten dazu genutzt werden, Öffnungen im Einzelhandel, in der Gastronomie und von Hotels zuzulassen.
Auch die Einzelhandelsfirmen sehen sich in Coronazeiten unfair behandelt. “Der Handel bringt große Opfer und wird dafür nicht einmal adäquat kompensiert. Für unsere Branche bedeutet dies ein Geschäfts- und Unternehmenssterben auf Raten”, heißt es in dem Brief der Einzelhändler Dies habe schlimme Folgen für die Innenstädte. Die Firmenchefs appellieren an die Politik, das Terminshopping beizubehalten. “Lassen Sie uns das Verfahren “Click and Meet”, am besten ohne Kopplung an Inzidenzwerte, als kleinen Hoffnungsschimmer weiterentwickeln.” Die Pandemiebekämpfung sollte “kreativer, pragmatischer und wirtschaftszugewandter” werden, schreiben sie. Nicht nur die Wocheninzidenz, sondern auch die Auslastung der Klinik-Intensivbetten, der Anteil schwerer Krankheitsverläufe und vermehrte Tests und Impfungen sollten bei der Beurteilung der Coronalage berücksichtigt werden, fordern sie. © dpa-infocom, dpa:210320-99-902262/3 Quelle: DPA
Quelle: https://www.rtl.de/cms/haendler-fordern-pragmatischeren-coronakurs-4726659.html